Samstagmorgen noch einkaufen zu müssen, ist doch die absolute Höchststrafe, oder? So ging es zumindest uns letzte Woche.

Hallöchen allerseits!

Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich ganz Bochum an diesem Tag zwischen zehn und zwölf Uhr verabredet hatte, um shoppen zu gehen. Proppevoll der Laden. Und wir dummerweise mittendrin und alles nur, weil wir mal “eben” noch Leergut abgeben wollten und ich noch ein paar Möhrkes für meinen Eintopf brauchte.

Jau, mal eben. Wieso muss ich gerade jetzt an einen Satz aus Klaus Lages Musikstück “Monopoly” denken? “Wir sind nur die Randfigur in einem schlechten Spiel…”

An den drei Leergutautomaten stehen, grob geschätzt, achtzehn pfandrückgabewillige Kunden. Mit, noch gröber geschätzt, sechshundert einzelnen Pfandflaschen in riesigen Plastiktüten.

Kinners, wo kriegt man eigentlich Plastiktaschen mit einem Kubikmeter Fassungsvermögen her?

Himmelherrgott! 

Dagegen waren unsere vier mickrigen Mineralwasserkästen ja geradezu pillepalle. Dachte ich. Für diejenigen unter Euch, deren größte Schwäche auch die Geduld sein sollte, kann ich dieses Erlebnis-Shoppen bei dieser bekannten Einzelhandelskette, mit den dort integrierten Pfandautomaten, wirklich wärmstens empfehlen.

Hier lernt Ihr Geduld! In die Hand versprochen!

Puh, endlich sind wir dran. Ralf schnappt sich schwungvoll den ersten Kasten und stellt ihn aufs tannengrüne Transportband. Eigentlich eine taktisch sehr kluge Farbe, grün beruhigt. Oh, whats that? Fehlermeldung. Der Kasten wird nicht angenommen und fährt wieder raus. Nächster Kasten. Wieder nicht. Auch der kommt zurück.

Die Stimmung scheint beim dritten Kasten hinter uns etwas zu kippen.

“Was ist denn da vorne los?”

Der Nächste:

“Warum geht’s denn da nicht weiter?”

Oh Mann, ich hab auch kein Bock auf sowas! Wir wollen doch nur mal eben Pfand abgeben und nicht freiwillig unseren kompletten freien Samstag in einem zugigen Lebensmittelmarkt-Vorraum verbringen.

Fast hätte ich nach hinten gerufen: “Mensch Leute, beruhigt Euch wieder, wir haben noch nicht mal hunderte von einzelnen Flaschen, sondern nur VIER KOMPLETTE KÄSTEN!!!”

Scheiß Technik!

Wir also mit unseren Kisten und am Rande der Verzweiflung zum hauseigenen Erste-Hilfe-Stand. Der Information.

Die Dame scheint not amused zu sein. “Ja, sorry Mädel, guck nich so angenervt, da können wir jetzt aber auch mal grad gar nix für. Den Blick hat Euer behämmerter Pfandautomat verdient und NICHT WIR!!!”

Das Problem wird kurz geschildert, die Verkäuferin kommt gemächlich hinter ihrem Tresen hervor und geht erneut mit uns und unserem Leergut zum Pfandgerät. Häh? Wieso jetzt genau schenkt sie unserer Schilderung keinen Glauben? Ich fasset nich.

Bedeutet für uns? Nochmal hinten anstellen! Diesmal zu Dritt. 🙁

Nach nur schlappen fünfzehn Minuten sind wir wieder dran. YES and GO! Die Info-Dame stellt den ersten Kasten aufs immergrüne Band. Fehlermeldung. Er kommt wieder raus. Zweiter Kasten ebenfalls. Surprise, Surprise! Normalerweise erlebt man ja an dieser Stelle den wohlbekannten Vorführeffekt und plötzlich funzt es dann doch, ne?

Ganz tief in mir war ich dann irgendwie doch heilfroh, dass er bei der Info-Tante auch wieder rauskam. Ätschibätschi! So verändern sich, innerhalb kürzester Zeit, die Prioritäten.

Verrückt, oder?

Nein, gute Frau, wir haben wirklich nicht gelogen! Warum sollten wir auch? Also, gemeinsam im Entenmarsch zurück zum Infostand. Nach einer halben Stunde hatten wir endlich unser, diesmal echt sauer verdientes, Pfandgeld. Wahnsinn!

Jetzt abba noch flott zum Gemüsestand und die frischen Möhren geholt. Jawoll, an der Gemüsewaage stehen nur zwei Kunden vor uns. Na, wer sagts denn? Geht doch! Und nun zackig durch den Mittelgang und im Stechschritt ab anne Kasse. Ralf hat Mühe mit mir mitzuhalten.

Der Arme! 

Zehn Kassen sind vorhanden, fünf Kassen davon geöffnet. Bei diesem Ansturm heute? Sind die denn völlig irre? Mit geschultem Blick auf die Einkaufswagen und Körbe der Kunden vor uns, stelle ich fest: Uns muss eine Hungersnot oder zumindest ein Feiertagsmontag bevorstehen, anders kann ich mir die Hamsterkäufe nicht erklären. Unfuckingfassbar.

Und was machen wir? Dreimal dürft Ihr raten.

Rischtisch: wir stellen uns an! HINTEN an!

Kinners, wenn ich irgendwann mal vor der Himmelstür, so Gott überhaupt will, stehe und von Petrus gefragt werde, welche Tätigkeit ich am allermeisten in meinem Leben ausgeübt habe, werde ich folgendes sagen:

“Lieber Petrus, die meiste Zeit meines Lebens stand ich HINTEN AN!” 

Diesmal stehen wir hinter einer Mitsechsigerin mit hochtoupiertem und rotgefärbten Haar. Sie und ihr Mann haben nur einen zu dreiviertel gefüllten Wagen. Na also. Das Glück ist doch mit uns. Wer sagts denn? Die Kassiererin tippt in Windeseile, so dass als letztes ein Kopf Wirsing der Herrschaften dran ist.

Kassiererin fragt die Frau: “Hatten Sie den Wirsing nicht ausgewogen?” Kundin zu ihrem Mann: “Werner, hattest Du den Kopf nicht ausgewogen?” Werner schaut seine Frau irritiert an: “Ne, ich dachte, Du hast das gemacht, Irene…”…und zieht mit dem preisschildlosen Wirsing von dannen…

Ralf und ich, völlig am Ende mitte Nerven, sehen uns an und verdrehen die Augen. Ich halte mir die imaginäre Pistole an meine Schläfe und drücke theatralisch ab. Ralf lacht. Es gibt Momente im Leben, da kannste Dich nur noch zwischen Weinen oder Lachen entscheiden.

Wir wählen letzteres.

Für einen richtig köstlichen Möhreneintopf und eine coole Story nehmen wir doch gerne einiges in Kauf!

Hier isser, der Möhreneintopf, das gute Stück. Voll lecker!!! Ich hoffe, Ihr wißt das Rezept nach unserem Einsatz auch entsprechend zu würdigen.

Nochmal mach ich das nicht, dann müssen wir eben mal alle Kohldampf schieben…

Eure Bine

Rezept: Möhreneintopf