Oh mein Gott, Leute!

Diese andauernde Hitze macht misch völlisch feddisch hier in Bochum. Hab letzte Nacht mein riesiges Schlafzimmerfenster komplett aufgerissen. Das ging dann ganz gut mit der Schlaferei. War wie Camping – nur besser, ohne Mücken und Luftmatratze!

Der Kopf ist ja gerade echt sowatt von matschig und neigt seit ein paar Tagen auch extrem zu Halluzinationen.

Gehts Euch auch so?

Erst gestern ist mir das noch passiert. Im Büro war es ohne Klimaanlage zwar hölleheiß, aber wenigstens wirbelte der Ventilator hinter mir dort noch die warme Luft durch die Gegend. 34 Grad locker. Als ich dann nach Feierabend raus über den Parkplatz ging, wurde es regelrecht dramatisch. Gefühlte 60 Grad. Wenn nicht noch mehr.

Die Hitze steht. Kein Lüftchen. Auf dem heißen Asphalt rollen winzige kleine Staubkügelchen. Das hab ich ja noch nie gesehen. Wo kommen die denn auf einmal her?

Von einer Sekunde auf die nächste höre ich plötzlich im Hintergrund eindringliche Musik. Sehr bekannte Klänge aus dem kultigen 1969er Italo-Westernstreifen “Spiel mir das Lied vom Tod” von Sergio Leone. Unser Firmenparkplatz fängt an, vor meinen Augen zu flimmern. Die kleinen Kügelchen rollen über den, von der Gluthitze weichgewordenen, Asphalt.

Ach, was rede ich da, KLEINE Kügelchen. Was fürn Kokolores. Sie sind riesengroß. Mannshoch, um genau zu sein! Ihr kennt doch alle diese imposanten Steppenläufer aus den menschenleeren, wie verflucht wirkenden Westernstädten, woll?
Diese unfassbar großen rollenden Büsche. Genau die purzeln gerade, wie vom Winde verweht, über unsere Parkfläche vor dem Büro.

Und dann ist auch noch diese spezielle Mischung aus Bitumen und Gesteinskörnungen plötzlich ganz wech. Staub, nur noch Staub. So weit das Auge reicht. Ich bekomme plötzlich unsagbar großen Durst und laufe weiter…

Manno, ich will doch einfach nur nach Hause…

Aber, ehe ich mich versehe, stehe ich an diesem einsamen und völlig heruntergekommenen Viehbahnhof mit Namen Cattle Corner. Ich sehe drei zwielichtige Revolverhelden auf ihren Pferden in irre langen und schmutzigen Staubmänteln.

Sie sehen furchterregend aus.

Einer von den Gestalten hat auf der Wange eine locker zehn Zentimeter lange, sehr tiefliegende Narbe. Vermutlich hat er bei irgendeiner Schlägerei das Messer gesehen. Zotteliges, furchtbar ungepflegtes Haar und einen 25-Jahre-Bart. Die drei warten auf den Zug…

…und ich wohl gerade auch…

Die Lokomotive mit ihren Waggons fährt pfeiffend ein und die Musik im Hintergrund wird zunehmend dramatischer. Auf wen warten wir denn jetzt eigentlich genau? Die Männer werden unruhig. Ich ebenso. Ne Kinners, ich kann es einfach nicht ab, wenn ich nicht weiß, auf wen ich warte…

Aber ich traue mich nicht zu fragen. Nicht, dass sie mich noch töten, weil sie von meiner Fragerei genervt sind. Im Wilden Westen fackeln die Halunken nicht lange. Quatschende Weiber sind denen eh ein absolutes Gräuel.

Und die drei sehen ernsthaft so aus, als wären sie glatt in der Lage mich abzumurksen. Einfach so. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann wäre ich tot. Mausetot. Bumm. Nix mehr mit Geschichten und leckeren Rezepten, woll?

Die Eisenbahn hält mit qietschenden Rädern an. Die Türen öffnen sich jedoch erstaunlicherweise nicht. Es steigt niemand aus.

Häh? Was war das denn jetzt?

Der Zug setzt sich langsam wieder in Bewegung. Die Männer scheinen resigniert abzudrehen. Doch dann passiert es! Das nicht Vorhersehbare. Ein Cowboy, der auf der nicht sichtbaren Seite des Zuges ausgestiegen ist, spielt plötzlich ein klagende Melodie auf seiner Mundharmonika…

Die Männer drehen sich überrascht um. Der Typ mit dem Instrument am Mund ist Charles Bronson. Ich erkenne ihn sofort. Ein sehr markantes Gesicht. Die Krempe seines Hutes hat er tief ins Gesicht gezogen.

Ich sehe ihn an. Mein Gesicht ist starr vor Schreck.

Er zieht seinen Revolver…schießt….😱😱😱

…und dann stehe ich auch schon vor meiner Wohnungstür, hab nicht so einen weiten Fußweg von der Firma.

Boah ne, ich will jetzt, dass Herbst wird. Ihr auch?

Aber ich fürchte, auch wir zusammen haben keinerlei Chance dieser elenden Hitze und den damit verbundenen Hallus zu entkommen. Wir können nur viel trinken und und nen Happen essen um das zu überleben.

Aber unbedingt watt leichtes, Kinners.

Am besten einen frischen Salat. Heute hab ich einen mit Asia-Dressing für Euch in petto. Esst den bitte Leute. Seid vernünftig. Zu schweres Essen, ich hatte gestern ein Salamibrot zu Mittag in der Firma, is nix bei den wüstenähnlichen Temperaturen!

Habt Ihr ja gerade gelesen…

Schönes Wochenende!

Eure Bine

Rezept: Frischer Salat mit Asia-Dressing