8 2

…eigentlich wollte ich nur Brötchen holen und plötzlich stand ich mitten drin, im prallen Leben. 😳

Gaby, seit vielen Jahren meine nette Nachbarin, kam vom Müll entsorgen die steile Kellertreppe herauf. Eigentlich sah sie auf den ersten Blick aus wie sonst, doch irgendetwas war anders.

Sie wirkte angespannt. 🤔

Rein äußerlich sieht Gaby immer aus wie aus dem Ei gepellt. Ihre Haare liegen täglich so perfekt, als wenn sie gerade von einem Termin im Gard Haarstudio zurückkommt. Dabei gibt sie für sich selbst kaum Geld aus. Noch nicht mal für den Friseur.

“Guten Morgen Frau Nachbarin, wie ist die Lage?” rief ich ihr fröhlich zu.

Sie trat einen Schritt näher und ich sah Tränen in ihren zutiefst traurigen, aber doch auch irgendwie hoffnungsvollen Augen.

Ihr Blick sah nach einer starken Veränderung in ihrem Leben aus und mein Gefühl war so völlig daneben offenbar nicht.

Gaby flüsterte mir, kaum hörbar, ins Ohr: “ER zieht aus und ich bin, man darf es ja kaum laut sagen, heilfroh darüber!”

“ER”, damit ist ihr Sohn gemeint. Mitte zwanzig und faul wie Hulle. Gelegenheitsjobber von Beruf.

Wenn er mal grad Lust hat, geht er arbeiten. Hat er keine Lust, bleibt er auch einfach mal den ganzen Tag im Bett liegen, ohne seinen Chef anzurufen.

Meistens hat Kevin keine Lust…🙄

Das Einzige was noch unkomfortabel für ihn ist, ist Mama.

Warum nervt die Alte auch seit ewigen Zeiten, dass er doch noch einen “anständigen” Beruf lernt? Warum läßt sie ihn nicht einfach endlich in Ruhe?

Jeden Morgen von vier Uhr bis sechs trägt Gaby seit vielen Jahren die Tageszeitung aus, um noch etwas dazuzuverdienen. Es reicht sonst nicht für zwei und Kevin ist eben sehr anspruchsvoll.

Sie muss sich jeden Morgen beeilen, denn pünktlich um Sieben wird sie in ihrem Vollzeitjob bei einer Reinigungsfirma erwartet. Die Straßenbahn wartet nicht auf sie.

Am Wochenende kellnert sie noch zusätzlich in der Kneipe um die Ecke um den hohen materiellen Ansprüchen ihres Sohnes gerecht zu werden.

Die Eltern seines Freundes Marvin lesen ihrem Spössling ja auch jeden Wunsch von den Augen ab. Voll normal eben. Diesen Satz hört sie schon seit Jahren von ihrem Sohn.

Für sich selbst braucht Gaby nicht viel. Wozu auch? Sie ist Mutter und es gibt wichtigeres im Leben als einen neuen Kajalstift…🤷‍♀️

Kevin ist ebenfalls immer top gestylt. Das Styling-Gen hat Mutti offensichtlich vererbt. Mehr scheinbar nicht. Er trägt dauernd die neuesten Klamotten und hat das angesagteste Handy in seiner Rene Lezard-Hosentasche.

Fast ausschließlich sponsert by Mama. Versteht sich. 🤗

Sein selbst verdientes Geld wird in den Diskos der Stadt mit immer wechselnden Mädels an seiner Seite verbraten.

Kevin liebt sein bequemes Leben. Mamas Essen schmeckt super, die Wäsche ist gewaschen und liegt ordentlich in seinem Kleiderschrank.

Den Müll muss er schon lange nicht mehr runterbringen. Das macht seine Mutter brav wieder selbst, weil sie keine Kraft mehr für diese Endlosdiskussionen hatte.

Hartnäckigkeit macht sich im Leben eben bezahlt. 💪

Kevin hat keine Lust auf einen festen Job und Mama hat nun plötzlich keine Lust mehr auf Kevin.

Mama hat ihn rausgeworfen.

😳😳😳

Ihre persönliche Schmerzgrenze ist erreicht. Nun ist er allein zu Haus. Sie hat ihm eine Zweizimmer-Wohnung am Ende der Stadt besorgt, mit einer im Hausflur befindlichen Toilette.

Das sind die günstigsten Unterkünfte für Gelegenheitsjobber.

Zukünftig lebt Kevin allein, ohne nervige Mama, aber mit vielen neuen Aufgaben! 😅

20160807 132307

Da saß er nun. Der Kevin. Ungewohnt einsam in seiner neuen Wohnung.

Seine Mutter Gaby hatte ihm noch zwei Monatsmieten vorgestreckt und das Ende des zweiten Monats nahte mit großen Schritten.

Ihm graute bereits vor den nächsten vier Wochen. Wie sollte er denn von dem wenigen Geld, welches ihm jetzt noch zur Verfügung stand, auch noch Miete bezahlen?

Es reichte ja soeben für Strom und ein paar Lebensmittel. Na, und an ein neues Outfit, geschweige denn in Clubs abfeiern, war im Augenblick gar nicht zu denken…😑

Sein aktueller Hilfsarbeiterjob bei einem großen Onlinehändler im Versand war gerade auch nicht wirklich der Bringer. Jeden Tag immer der gleiche Mist.

Unmengen von Reklamationen mussten bearbeitet werden. Er war für die Entsorgung der Umverpackungen zuständig. Voll der öde Job. Aber irgendwo musste die Kohle ja herkommen und einen gutbezahlten Beruf hatte er nunmal nicht.

“Wie konnte sie mir das nur antun”, dachte er immer noch wütend, “sie ist doch meine Mutter, liebt sie mich denn nicht?”

Er sah sich frustriert in seinem Zimmer um. Überall standen Essensreste und leere Getränkeflaschen. Die schmutzige Wäsche war überall auf den Sitzmöbeln und auf dem Boden verteilt.

Freunde hatte er hierher auch noch nie eingeladen. Wie denn auch? Er hatte ja kaum Geld zum Party machen und war für sie auf einen Schlag uninteressant geworden. Und die Mädels? Die feierten natürlich jetzt mit anderen ab…😏

Tja, und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, schämte er sich auch ein bisschen, wie verwahrlost seine Bude aussah. Konnte man eh niemanden einladen, aber das war jetzt auch egal…

Als er noch bei seiner Mutter lebte, hatte er kein Problem seine Freunde zu empfangen. Selbst um sein Zimmer musste er sich nicht kümmern, es war immer hübsch aufgeräumt. Wie von Zauberhand. Jeden Tag.

Unerwartet klingelte es plötzlich an der Tür. Wer sollte sich denn nun zu ihm verirrt haben? Vielleicht war es ja seine Mutter, die endlich einsah einen schweren Fehler gemacht zu haben? 🤗

Von ihr hatte er seit seinem Auszug nichts mehr gehört und er war aufgrunddessen immer noch maßlos enttäuscht. Er würde sich ganz bestimmt auch nicht melden und womöglich noch vor ihr zu Kreuze kriechen. Das fehlte auch noch! SIE allein hatte ihn doch in diese Situation gebracht.

Kevin schaute durch den Spion und sah ein sehr bekanntes Gesicht. Es war Maik, ein guter alter Kumpel aus früheren Schulzeiten.

Kevin mochte Maik damals sehr, er hatte ihn nur völlig aus den Augen verloren als er seine Ausbildung zum IT Systemelektroniker begann.

Die Interessen gingen auseinander und irgendwann sah man sich einfach nicht mehr.

Fünf Jahre war das letzte Treffen sicher her. Was wollte sein alter Kollege denn hier? Und woher wusste Maik bloß, wo er heute lebte?

Zu viele Fragen. Seine Neugierde ließ ihn die Tür öffnen.

“Ey Alter, was machst Du denn hier?”, sprudelte es überrascht aber auch hocherfreut aus ihm heraus, “wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen!”

“Hi Kevin, ich hörte vor ein paar Wochen von Deiner Mutter, dass Du umgezogen bist, habe spontan bei ihr geklingelt, weil ich nur Deine alte Handynummer gespeichert hatte. Sie hat mir verraten, wo Du jetzt wohnst und heute war ich überraschend in der Nähe und hab es einfach mal direkt bei Dir versucht…”

Obwohl es ihm sehr unangenehm war, bat Kevin seinen alten Freund herein.

Mit ein paar Griffen räumte er die Klamotten von der Couch, damit sie sich beide setzen konnten.

Maik sah sich in der Wohnung um und sagte in einem mitfühlenden Tonfall: “Dir geht’s nicht gut, oder Kevin?”

Auf diese Frage war Kevin nicht vorbereitet und angesichts der Umstände, war an eine Lüge auch nicht zu denken.

Also? Hosen runter! 😅

“Nein Maik, mir geht’s nicht gut! An diesem Elend ist nur meine Mutter Schuld. Schau, wie ICH hier jetzt leben muss? Sie hat mich vor acht Wochen aus der Wohnung geworfen! Sowas will eine Mutter sein?”, echauffierte er sich.

😡😡😡

Maik sah ihn etwas irritiert an und antwortete stirnrunzelnd:

“Und was genau hat Deine Mutter jetzt damit zu tun? Es ist doch DEIN Leben und nicht ihres. Wenn Du nicht zufrieden damit bist, wie Du lebst, dann kannst Du doch jederzeit selbst etwas ändern?”

Diese Aussage musste Kevin jetzt erstmal sacken lassen. Er wechselte schnell das Thema.

“Genug von mir geredet Maik. Erzähl lieber mal von Dir. Wie ist es Dir denn in den letzten Jahren so ergangen?”

Und dann erzählte ihm sein alter Freund, was er in der vergangenen Zeit so alles erlebt hatte.

Die ersten Jahre der Ausbildung waren natürlich kein Zuckerschlecken. Wenig Geld und große Wünsche. Aber die mussten eben eine zeitlang zurückgestellt werden für das große Ziel einen Beruf zu erlernen, der wirklich Freude machte und bei dem man sich vorstellen konnte, ihn auch viele Jahre zu praktizieren.

Als er sich im zweiten Ausbildungsjahr befand, lernte er Nele kennen. Azubine im ersten Jahr. Sie war ebenso computerbegeistert wie Maik selbst und schnell waren darüber hinaus noch weitere Gemeinsamkeiten gefunden. Zocken. Am liebsten spielten sie gemeinsam Red Dead Redemption auf der PlayStation.

Aus Freundschaft wurde dann irgendwann eine tiefere Zuneigung und nun leben sie schon zwei Jahre in einer gemeinsamen Wohnung. Er selbst hatte einen gutbezahlten Job in der Nähe ihrer Wohnung gefunden und Nele war immer noch sehr zufrieden mit der Übernahme in ihrem Ausbildungsbetrieb.

“Komm uns doch einfach mal besuchen Kevin, dann zocken wir mal zusammen und essen ne Pizza”.

Kevin wunderte sich etwas, dass sein alter Kumpel noch Interesse an ihm hatte, so wie er im Augenblick lebte. Aber er freute sich ungemein über die nette Einladung. War mal etwas anderes in seinem doch sehr trist gewordenen Alltag. 😏

“So Kevin, nun muss ich aber wieder los”, meinte Maik, Nele wartet auf mich. Ich melde mich bei Dir, wohne ja nicht ganz so weit weg von hier. Drei Stationen mit der Straßenbahn. Oder hast Du ein Auto?”

Nein. Ein Auto hatte Kevin natürlich auch nicht. Die beiden verabschiedeten sich.

Ach schön,” dachte Kevin,” wie in alten Zeiten!”

Als er die Tür hinter seinem Freund schloß, wurde er sehr nachdenklich.

Maik hatte ziemlich was erreicht in den letzten Jahren. Ausbildung fertig, eine feste Arbeitstelle als ITler, eine Freundin mit der er sich gut verstand und in einer gemeinsamen Wohnung lebte. Was für ein Traum. Er freute sich schon riesig auf den Abend und auch darauf Nele kennenzulernen.

Eine Woche später war es dann schon soweit. Kevin sah sich in der Wohnung der beiden um. Alles war sehr geschmackvoll und zudem gemütlich eingerichtet.

Maiks Freundin Nele war, wie zu erwarten, supernett. Eine von diesen herrlich natürlichen jungen Frauen. Sie behandelte ihren Besuch so zauberhaft, dass man sich sofort wohl fühlen musste. Kevin hatte den Eindruck auch Nele schon ewig zu kennen…

Zum Einstieg in den Abend gab es eine selbstgemachte Pizza, die jeder nach eigenem Gusto belegen konnte und später wurde eine Runde mit der Playstation gezockt.

Was für ein schöner Abend! 😍

Kevin genoß ihn sehr. Aber noch mehr gefiel es ihm, dass ihn niemand weiter nach seiner Vergangenheit fragte. Darüber zu reden, wäre ihm sehr peinlich gewesen.

Es rotierte auch so schon genug in seinem Kopf…🤔

An diesem aufschlussreichen Abend war es recht spät geworden. Kevin schloss gegen 22:00 Uhr die Tür zu seiner Wohnung auf und was er da sah, gefiel ihm noch weniger als bei seinem Weggang vor ein paar Stunden. 😑

Seine eigene Unterkunft wirkte wie das absolutes Kontrastprogramm zur gemütlichen und modern ausgestatteten Wohnung von Maik und Nele.

Halbleere Pizzakartons standen schimmelnd auf dem Tisch im Wohn-Schlafraum herum, zig gebrauchte Kaffeetassen dazwischen. Der Staub lag zentimeterdick überall. In der Küche und im Bad sah es auch nicht viel besser aus. Chaos pur.

Völlig frustriert dachte Kevin an seine Mutter Gaby. Alles war ganz allein IHRE Schuld. So wollte er auch nicht leben. Aber, er musste ja. SIE hatte ihren einzigen Sohn rausgeworfen und ihn erst in diese elende Situation gebracht. 😡

Plötzlich schossen Kevin, ganz ungewollt und nicht beabsichtigt, Maiks Worte durch den Kopf, die er beim ersten Zusammentreffen gesagt hatte:

“Und was genau hat Deine Mutter damit zu tun? Es ist doch DEIN Leben und NICHT ihres! Wenn Du nicht zufrieden damit bist, wie Du aktuell lebst, dann kannst Du doch jederzeit selbst etwas ändern?”

Maiks Aussage traf ihn mit voller Wucht! 😳😳😳

Seine Gedanken gingen auf einmal in eine Richtung, die unbequem und völlig neu für ihn war. Bisher sehr ungewohntes Terrain, aber, er ließ diese Art des neuen Denkens und der Selbstreflexion zu.

Schlimmer als bisher konnte es ja kaum noch werden. 🙈

Tja, und wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, hatte er sich in all den Jahren schon sehr auf dem Rücken seiner Mutter ausgeruht. Es war ihm gleichgültig, wie sie sich fühlte, welchen Jobs sie nachging und es war im ebenfalls völlig wumpe, dass sie am Wochenende noch arbeiten musste, um all das allein zu finanzieren.

An seinen Vater hatte Kevin nur noch blasse Erinnerungen, der Mann hatte sich nach seiner Einschulung mit einer anderen Frau aus dem Staub gemacht und eine neue Familie gegründet. Von Kevin wollte er nichts mehr wissen. Und Kevin auch nicht mehr von ihm. Immer noch voller Wut dachte er an diesen Mann zurück. Allein gelassen hatte er ihn, der Lump! 😡

Dass seine Mutter ihm bisher ein recht komfortables Leben ermöglicht hatte, empfand Kevin als völlig normal. Es war eben ihre Pflicht und Schuldigkeit. Eltern haben für ihre Kinder zu sorgen.

Ein Leben lang! Basta!

Er hatte ja schließlich nicht auf die Welt kommen wollen, das hatten seine Eltern geplant. Also hatten sie sich auch um ihn zu kümmern und all seine Wünsche zu erfüllen. Und wenn nur noch seine Mutter übrig blieb, war sie es eben, die diesen Job allein übernehmen musste. Logisch. 🤷‍♀️

Aber war das wirklich alles so normal und logisch?

War seine Mutter wirklich nur eine Person, die keinerlei Eigenleben zu haben hatte und sich alles ausschließlich um ihn drehen musste? Immer noch? 🤔

Aus Maik und Neles Erzählungen konnte man entnehmen, dass deren Eltern finanziell in der Lage waren sie während dier Phase der Ausbildung zu unterstützen und es auch gern getan hatten.

Aber sie gönnten sich alle vier auch selbst noch etwas. Kevins neuen Freunde hatten während ihrer Ausbildungszeit noch bei ihren Eltern gewohnt, Kost und Logis frei, aber, um sie trotzdem etwas zu entlasten, jobbten beide am Wochenende und beteiligten sich etwas an den Kosten. Es war ein Geben und Nehmen.

Nele kellnerte zu dieser Zeit und Maik fuhr Taxi. Unter der Woche sahen sie sich während ihrer Ausbildungszeit vielleicht mal abends. Da beide auch an den meisten Wochenenden arbeiteten, verbrachten sie nur noch die Urlaube zusammen. Zu Haus. Wegfahren war nicht drin. Aber das reichte ihnen, beide hatten ja ein gemeinsames Ziel, für das sich alle Entbehrungen lohnten. Und es war ja zeitlich absehbar.

“Mmmh”, dachte Kevin,” das muss man auch drei Jahre lang wollen. Ziemlich anstrengend das alles…”

Er sah sich in seiner Wohnung um. Warum auch immer, aber plötzlich ertrug er diese Unordnung nicht mehr und fing an aufzuräumen. Es war das allererste Mal, dass er das tat, seitdem er in diese Räumlichkeiten eingezogen war. Und es war verdammt nötig. 😅

Einige Stunden später, um zwei Uhr morgens, war es vollbracht. Er sah sich zufrieden um und es fühlte sich an wie eine Art Befreiungsschlag.

Kevin legte sich in sein frisch bezogenes Bett, stellte seinen Handywecker um pünktlich auf der Arbeit erscheinen zu können.

Seine neue Haltung schien einige Zeit später auch seinem Vorgesetzten aufzufallen. Er bekam von ihm zusätzlich Aufgaben, die sich etwas verantwortungsvoller gestalteten und Kevin blühte regelrecht auf. 😍

Irgendwann fasste er all seinen Mut zusammen und nahm, nach einer langen Schicht, sein Smartphone in die Hand. Er wählte die Nummer seiner Mutter.

Es klingelte ungewöhnlich lange, aber dann nahm sie doch ab. Ihre Stimme klang etwas verhalten, ängstlich und zudem sorgenvoll:

“Hallo Kevin”, “ich bin etwas überrascht, dass Du Dich meldest, wie geht es Dir?”

Kevin hatte einen dicken Kloß im Hals. Es war soviel passiert und er wusste nicht so recht, wie er das Gespräch anfangen sollte.

Aber dann sprudelte plötzlich alles aus ihm heraus. Er erzählte, dass er die Freundschaft zu seinem alten Schulfreund Maik wieder intensiviert und auch schon seine nette Freundin kennengelernt hatte.

“Ja”, meinte Gaby, “Maik kam vor ein paar Wochen hier vorbei und ich hab ihm gesagt, wo Du jetzt lebst!”

Kevin war in diesem Gespräch mit seiner Mutter völlig offen und berichtete ihr, wie sehr er seinen alten Freund um sein jetziges Leben beneidete und dass er auch gern all das hätte.

Eine abgeschlossene Berufsausbildung, eine gemütliche Wohnung und natürlich auch eine Partnerin, mit der er durch dick und dünn gehen konnte.

Auch von seinen kleinen Fortschritten im Job erzählte er seiner Mutter und das alles plötzlich viel besser funktionierte, seitdem sein Vorgesetzter ihm auch mehr zutraute. 🤗

Kevin schilderte Gaby geradezu euphorisch, dass er nun endlich ein Ziel habe und doch noch einen Berufsausbildung machen wolle, aber im Moment noch keine Idee habe, wie er das alles allein bewerkstelligen sollte.

Mit fünfundzwanzig Jahren noch einmal ganz von vorne anfangen, war nicht gerade ein leichtes Unterfangen.

Aber er wollte unbedingt diese Herausforderung annehmen und sich aktiv in seinem Unternehmen umhören. Dort wurden jedes Jahr in den verschiedensten Bereichen neue Auszubildende gesucht. Warum sollte nicht da auch eine Sparte von Interesse für ihn sein?

Gaby hörte ihrem Sohn aufmerksam zu und zum Schluss seiner begeisterten Ausführungen sagte sie überraschend:

“Kevin, wenn Du das alles wirklich möchtest, werde ich Dir helfen. Aber wirklich nur dann, wenn ich sehe, dass diese Idee Dein absoluter Ernst ist!”

Sie verabschiedeten sich lieb voneinander. Kevin blieb mit einem guten Gefühl zurück und seine Mutter war, wieder einmal, voller Hoffnung, dass nun doch noch alles gut werden konnte. Wie so oft schon. Aber dieses Mal war etwas anders, das spürte sie…🙏

Drei Monate später zog Kevin wieder zurück zu seiner Mutter. Er hatte einen Ausbildungvertrag zum Elektroniker für Betriebstechnik in der Tasche. Sein Chef hatte sich in den oberen Etagen sehr für ihn eingesetzt, sodass er diese letzte Chance bekommen sollte.

Kevin war wie ausgewechselt, der neue Job war genau sein Ding. Sich neben den interessanten praktischen Aspekten noch das dazugehörige theoretische Wissen anzueignen, machte ihm überhaupt nichts aus. Im Gegenteil. Es fiel ihm erstaunlich leicht und er war überall höchstgradig engagiert.

Mit den ersten Erfolgen stellte sich eine ganz neue Lebenszufriedenheit ein. Er traf sich regelmässig mit Maik und Nele und war sehr glücklich Mitstreiter gefunden zu haben, die ihn mental unterstützten und immer ein offenes Ohr für ihn hatten.

Einen Wochenendjob als Auslieferungsfahrer bei einem Pizzadienst war auch schnell gefunden und so gab er auch seiner Mutter etwas zurück.

Diese Art seinem Leben aktiv eine sinnvolle Richtung zu geben, beflügelte ihn täglich mehr. Was hatte er mit Hilfe seiner Freunde und seiner Mutter Gaby bis hierhin alles schon geschafft?

“Jetzt”, davon war Kevin felsenfest überzeugt, “jetzt war ALLES  möglich…”

😍🤗😍

The End